Archive for November, 2013

Zur Ressourcendimension der Energiepolitik F. Schmidt-Bleek

Montag, November 25th, 2013

Die mit der Energiebereitstellung zusammenhängenden Umweltprobleme gehören zu den dringlichsten der Gegenwart, weil Klimawandel und gefährliche ökologische Veränderungen in den Ozeanen eng mit ihr zusammenhängen. Ungelöst können diese Probleme die Zukunft des Menschen in Frage stellen. Die Energie, die wir für industriell geprägte Produktion (auch in der Landwirtschaft), in der Logistik, und im modernen Konsum einsetzen, nenne ich „technische Energie“, weil sie ausschließlich mit technischen Mitteln gewonnen, transportiert und genutzt wird. Dies bedeutet, dass jede Art technischer Energie einen ökologischen Rucksack trägt und ihr Umweltschädigungspotential abhängt von ihrer Ressourcenintensität. In ihrer physikalischen Dimension ist Energiepolitik deshalb im Wesentlichen als Teil der Ressourcenpolitik zu betrachten. Wenn wir einmal von Lärm und technisch erzeugter radioaktiver Strahlung absehen, ist die unmittelbare Auswirkung von technischer Energie auf die Umwelt gering. Dies bedeutet unter anderem, dass der Verbrauch von technischer Energie in der Technosphäre an sich kein ernsthaftes Umweltproblem darstellt.

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RESSOURCENWENDE 2

Montag, November 25th, 2013

Um eine Annäherung an nachhaltige Verhältnisse in Deutschland zu erreichen, muss eine RESSOURCENWENDE baldmöglichst in Angriff genommen werden. Einige Politikbereiche sind dieser Herausforderung anzupassen.
8 BAUSTELLEN DER POLITIK

1. POLITISCHE PRIORITÄTEN MÜSSEN ANGEPASST WERDEN
Weil (1) die Störung und Zerstörung lebenswichtiger Funktionen und Dienstleistungen der Ökosphäre schon heute gefährlich sind und zunehmen, weil (2) zerstörte Funktionen und Dienstleistungen der Ökosphäre durch Technik nicht ersetzt werden können, und weil (3) diese Irreversibilität auf andere Fehlentwicklungen (wie etwa die Finanzkrise) nicht zutrifft, verdient die Stabilisierung der ökologischen Situation im politischen Alltag dauerhaft eine hervorgehobene Aufmerksamkeit. Leider spielte die unabwendbar notwendige Abwehr von Schaden (Art 64 GG) durch zunehmende menschenverursachte ökologische Veränderungen während des Wahlkampfes 2013 kaum eine Rolle. Keine der Parteien schlug ein stimmiges Konzept zur systemischen Vermeidung der Umweltzerstörung vor, auch die Grünen nicht.
2. EINE NEUORIENTIERUNG DER UMWELTPOLITIK IST UNVERMEIDLICH
Die gegenwärtige Umweltpolitik muss aus folgenden Gründen der Realität angepasst werden: (1) Sie ist fokussiert auf die nachsorgende Bekämpfung einzelner Schadenssymptome (z. B. Klimawandel), es findet praktisch keine konzertierte Bekämpfung wichtiger Symptome statt unter Beachtung gemeinsamer Ursachen. (2) Sie ist fokussiert auf die Ausgangsseite der Wirtschaft, wo als Folge ihrer Durchsetzung bereits getätigte Investitionen und erprobte Techniken kostenträchtig verändert und ersetzt werden müssen (Interessenkonflikte, z.B. Kyoto Protocol). (3) Oft sind die vielzähligen in-­und ausländischen Verursacher von Schadenssymptomen nicht bekannt. Die Anwendung des Verursacherprinzips ist deshalb problematisch. (4) Sie stützt sich vielfach auf wirtschaftliche, finanzielle, und technische Maßnahmen ordnungspolitischer Art, deren Einhaltung erheblichen Verwaltungs-­und Kontrollaufwand erfordert und die zuweilen planwirtschaftliche Züge tragen. (5) Sie bietet wenig Hoffnung auf verlässliche Planungen in Industrie und Wirtschaft, weil nur ein Bruchteil der von hundert Tausend verschiedenen Emissionen und Einleitungen, und der von Millionen verschiedener Produkte verursachten Umweltschäden bekannt ist und täglich neue hinzukommen. (6) Sie verursacht regelmäßig eine Zunahme der Ressourcenintensität, weil die
Reduzierung technisch verursachter Umweltprobleme die Hinzufügung zusätzlicher Technik erfordert (z.B. Katalysator). (7) Sie ist oft fokussiert auf Probleme, die nur von gesundheitlichem Belang sind und wenig oder nichts zu tun haben mit der Stabilität der Ökosphäre (z. B. Asbest). (8) Sie bietet keine Vorsorge, und (9) sie führt weder wirtschaftlich noch ökologisch zu nachhaltigen Verhältnissen, weil sie in nicht-­‐‑systemischer Weise einzelne isolierte Probleme nachsorgend angeht, während kein Ende der Erkennung weiterer Symptome absehbar ist, anstatt gemeinsame Wurzelursachen der Unverträglichkeit zwischen Wirtschaft und Ökosphäre vorsorgend zu behandeln.

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RESSOURCENWENDE 1

Montag, November 25th, 2013

Der folgende Text ist eine Zusammenfassung politik-­orientierter Aspekte, die im neuesten Buch von F. Bio Schmidt-­Bleek behandelt werden. Das Buch wird in deutscher Sprache im Frühjahr 2014 beim Verlag Randomhouse München erscheinen. Es beschreibt die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Hinblick auf die Annäherung an nachhaltige Zustände in Deutschland. Denn noch immer sind wir Gefangene einer Wirtschaft, die uns zwingt, die Umwelt zu schädigen, um Erfolg zu haben.
Mit Blick auf die Begrenztheit der Ressourcen unseres Planeten und die Gewohnheit, auf Probleme erst dann zu reagieren, wenn Schäden offensichtlich werden, hatte Schmidt-­Bleek bereits 1990 die vorsorgende Bedeutung der Ressourcenproduktivität von Gütern und Dienstleistungen im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit erkannt, und auf die Abhängigkeit der Stabilität der Wirtschaft hiervon verwiesen. Inzwischen ist unstrittig, dass die lebenszyklusweite Ressourcenintensität aller Güter und Dienstleistungen ein technischer Schlüssel ist bezüglich der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Im Unterschied dazu ist die „Umweltgiftigkeit“ (die ökologischen Auswirkungen) von Emissionen, Einleitungen, Abfällen, Gütern und Dienstleistungen hoch komplex und weder umfassend mess-­noch eindeutig bewertbar, selbst für CO2.

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DIE ÖKOLÜGE MIT DEM ELEKTROAUTO R. Klüting, F. Schmidt-Bleek

Montag, November 25th, 2013

Individueller Mobilität wird ein Wert zu geschrieben, der nicht in erster Linie etwas mit rationalem Nutzen zu tun hat. Jedenfalls nicht mit rationalem Nutzen für den Käufer. Ein weiteres, aktuelles Beispiel dafür sind die euphorischen Erwartungen der jüngsten Zeit an das Elektroauto. Es gibt zwar Stimmen, die darauf hinweisen, dass elektrischer Strom auch unter Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid produziert wird und dass deshalb beim gegenwärtigen Strommix in Deutschland, zu dem immer noch viel Kohle und Gas gehört, der Gewinn eines Elektroautos für den Klimaschutz gar nicht so groß ist. Das ist immerhin ein richtiger Einwand. Aber es ist, wie oft, wenn der Klimaschutz allein betrachtet wird, nur ein Teil der Wahrheit.
Dass das vielgepriesene Elektroauto einen noch viel höheren ökologischen Preis als das mit Benzin und Diesel angetriebene hat und deshalb der ökologische Vorteil weitaus weniger überzeugend ist, als oft behauptet wird, liegt unter anderem daran, dass zusätzlich einige seltene Rohstoffe und erhebliche Mengen Kupfer mit großem Eigenrucksack gebraucht werden. Hinzu kommen Batterien mit bisher nicht veröffentlichen Rucksäcken und in der Praxis noch nicht ausreichend erprobter Lebensdauer. Die Tatsache, dass das Elektroauto keine Abgase ausstößt und deshalb zweifellos einen Gewinn für die Luft in verkehrsreichen Stadtgebieten darstellen kann, macht es zu einem Gewinn für die Gesundheit der Menschen in der Stadt, aber noch lange nicht zu einem Gewinn für die Umwelt.

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